"Sprich nicht von Verrat zu mir, Vater." zischte Thanet ebenso leise, löste die Arme aus ihrer Position und stemmte sie in die Hüfte.
"Du weißt genau, dass du meine Loyalität besitzt, und ich eher sterben würde, als dich zu verraten." sagte er leise, spürte Hitze in sich aufsteigen, und das wilde Feuer in sich selbst die Chance wittern, Besitz von ihm zu ergreifen und sein Handeln zu diktieren, doch noch hatte er es unter Kontrolle.
Phalaris hielt seinem Blick stand - natürlich tat er es, was wäre er auch für ein König, wenn ihm das nicht gelänge?
Verstand er denn nicht, dass es mehr als ein Bedürfnis war, fortzugehen?
Er sehnte sich nicht nach draußen, weil ihm dieser Palast zu eng wurde, oder er etwas von der Welt sehen wollte, er sehnte sich nach draußen, weil er einen Weg finden wollte, seine Träume und Visionen loszuwerden.
So wie es jetzt war, war er niemandem eine Hilfe, konnte er nicht von Nutzen sein.
Es geschah nicht immer Nachts.
Manchmal sah er jene Bilder sogar am Tage vor sich, mitten in einer Beschäftigung.
Er konnte es nicht kontrollieren und nicht steuern und er wollte endlich, dass es wieder aufhörte.
"Und dennoch werde ich nicht nachgeben." setzte er leise hinzu und verzog keine Miene.
Er war wütend.
Wütend über die Unterstellung und die Demütigung, wütend darüber, dass sein eigener Vater ihn als Verräter zu titulieren bereit war, doch gerade das stachelte ihn noch mehr zur Unnachgiebigkeit an.
"Ich werde diesen Weg gehen. Mit oder ohne deine Zustimmung. DAS bin ich Gladius schuldig." fügte er kalt hinzu, bevor er einen Schritt von seinem Vater zurücktrat.
„Dann wirst du es ohne meine Zustimmung und in dem Bewusstsein tun müssen, dass ich dich nicht mehr als meinen Sohn ansehen werde, wenn du nur einen Fuß vor die Tür dieses Palastes setzt.“
Das Maß an Aufsässigkeit, das er an einem Tag dulden konnte, war inzwischen voll. Phalaris hatte gar nicht mehr den Wunsch, seine Aufgebrachtheit zu verbergen. In seinem Gesicht mischten sich Wut und Verbitterung über die Entscheidung seines Sohnes und sein Blick spiegelte die Entschlossenheit seiner eigenen Worte wider.
Auflehnung war etwas überaus Neues und Unwillkommenes in den dunklen Mauern dieses Schlosses und Phalaris wollte und konnte diesen Ton nicht dulden.
In seiner Wut schien das Feuer im Kamin plötzlich alles um sie herum zu verschlingen, selbst die Schatten in den dunkelsten Winkeln des Saals wurden plötzlich von einem hellen Schein erleuchtet.
Die Flammen in seinem Rücken tanzten wild und griffen nach allem, was sich in ihrer Nähe befand.
Phalaris war an einem Punkt angelangt, an dem er die Entscheidung seines Sohnes nicht mehr nachvollziehen konnte.
Thanet hatte seinen Bruder über alles geliebt und er hätte wohl alles getan, um Gladius vor dem Tod zu bewahren, doch nun, da der ältester Sohn gefallen war, gab es keinen Grund mehr, die Gefahren dieser Welt auf sich zu nehmen.
Es war töricht und naiv.
Es war eine Handlung, die gegen seinen ausdrücklichen Willen verstieß und Phalaris war ein Mann, der im Bezug auf Zuwiderhandlungen keinen Spaß verstand.
„Du wirst hier im Schloss bleiben und deine Pflicht erfüllen. Das bist du MIR schuldig.“ Er drehte sich weg und ging zurück zu dem Tisch. Bei jedem seiner Schritte wurden die Flammen kleiner und zu guter letzt kehrten die Schatten zurück und hüllten den Raum wieder in düsteres Licht.
"Dann soll es sein, wie du sagst." erwiderte Thanet kühl.
"Keine Privilegien. Keine Pflichten. Damit ist meine Schuld beglichen." Er wandte sich um und bewegte sich gemessenen Schrittes auf die große Flügeltüre zu.
"Leb wohl." Er warf seinem Vater einen letzten Blick zu und sah, dass dieser ihn aus funkelnden Augen anstarrte.
Was gesagt war, ließ sich nicht zurücknehmen.
Nicht jetzt.
"Ich reite noch heute Nacht."
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Was bisher geschah…
Der Rat, der sich aus Vertretern sämtlicher Völker des Kontinents zusammensetzt, hat beschlossen den Plänen von Seylon von Antasia entgegenzuwirken und erschuf ein Wesen, das mit den magischen Fähigkeiten und den Stärken aller Rassen ausgestattet ist.
Vanora wird auf ihrer Reise von dem Schattenmagier Umbravid und dessen Schüler begleitet. Die Gruppe hat sich vor einigen Tagen auf den Weg in das Menschenreich Lemurien gemacht.
Gleichzeitig machte sich auch der Feuerdämon Thanet von Cymria, gegen den Willen seines Vaters, auf den Weg zu den Menschen. Er denkt die Präsenz seines Bruders dort zu spüren, der vor ungefähr 300 Jahren einfach verschwand. Sein Vater jedoch glaubt den ältesten Sohn tot. Thanet nahm sogar ein Zerwürfnis mit seinem Vater in Kauf, um nach seinem verschollenen Bruder zu suchen.
Derweilen tobt zwischen den Dämonenvölkern Krieg, dessen Ausgang schon bald wesentlich beeinflusst werden wird, sollte es Seylon gelingen, Unsterblichkeit zu erlangen.
Welche Seite wirst du wählen? Wirst du für die Freiheit aller Völker eintreten oder dich auf die Seite der Winddämonen schlagen, die nur danach trachten, den rechtmäßigen König zu stürzen? Wähle weise, denn der nächste Kampf wird bald beginnen….